Die erste Hürde ist geschafft
Erst Mitte Oktober hatten Mitglieder des Arbeitskreises Fuchstalbahn und des Fuchstaler Bürgerforums mit einer Aktion in Denklingen darauf aufmerksam gemacht, dass die Potenzialanalyse für die Reaktivierung der Fuchstalbahn so lange auf sich warten lässt. Umso größer war die Freude bei den Bahnbefürworter*innen, als am 7. November 2025 die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) nach fast zwei Jahren Bearbeitung das Ergebnis veröffentlichte.
Denn das wichtige 1000er-Kriterium, nach dem an Werktagen auf jedem der 29 Kilometer Strecke insgesamt 1000 Reisende im Zug sitzen müssen, wurde mit 1392 „Personenkilometern je Streckenkilometern“ deutlich übertroffen, unter Einbeziehung des Deutschlandtickets liegt der ermittelte Wert sogar bei 1499. Wäre er unter 1000 gelegen, wäre eine Reaktivierung auf längere Sicht vom Tisch gewesen, denn nach Meinung der Staatsregierung wäre diese dann von der Auslastung her nicht wirtschaftlich gewesen. In anderen Bundesländern gelten andere Kriterien für eine Reaktivierung.

Überführungsfahrt eines BRB-Zuges im Oktober 2025 bei Asch
Doch wie geht es nun weiter? Hierzu nennt die BEG in ihrer Presseerklärung drei Schritte.
- Die Infrastruktur wird ohne Zuschuss des Freistaats in einen Zustand versetzt, der einen attraktiven Zugverkehr ermöglicht.
- Ein Eisenbahninfrastrukturunternehmen ist bereit, die Strecke und die Stationen dauerhaft zu betreiben und berechnet hierfür marktübliche Infrastrukturgebühren.
- Die Aufgabenträger für den öffentlichen Personennahverkehr, in diesem Fall die Landkreise Weilheim-Schongau und Landsberg am Lech, verpflichten sich, ein mit dem Freistaat abgestimmtes Buskonzept im Bereich der Fuchstalbahn umzusetzen.
Der erste Schritt dürfte die größte Hürde darstellen. Denn wer soll die notwendige Infrastruktur denn dann bezahlen? Anzumerken ist zunächst, dass sich die Strecke in einem hervorragenden Zustand befindet, die Bahn (DB Netz) selbst hatte in den letzten Jahren 12 Millionen Euro unter anderem in den Austausch von Schienen, Schwellen und Gleisbett gesteckt.

Neu gesicherter Bahnübergang bei Leeder
Zudem wurden drei Bahnübergänge (in Leeder und zwei in Denklingen) technisch gesichert, das sind Kosten, die nun nicht mehr anfallen. Gebaut werden müssen unter anderem die Bahnhalte, reine Bahnsteige mit einer Unterstellmöglichkeit. Bahnhöfe wie sie es früher gab, sind nicht mehr erforderlich. Auch der Standort der Bahnsteige muss nicht mit dem des früheren Bahnhofs übereinstimmen. Geplant sind nach der Studie wie in der Vergangenheit Bahnhalte in Landsberg, Unterdießen, Asch-Leeder, Denklingen, Kinsau, Hohenfurch und Schongau, hinzu kämen zwei weitere wichtige Stationen, nämlich Landsberg-Süd mit dem Baugebiet Wiesenring und Schongau-Krankenhaus, wo sich mittlerweile das Gesundheitszentrum SOGESUND befindet.
Wichtig ist dabei anzumerken, dass die Anliegergemeinden bei der Einrichtung der Bahnhalte nicht zur Kasse gebeten werden, ihre Aufgabe ist die Bereitstellung von Stellplätzen für Autos und Fahrräder und die Zuwege zum Bahnhalt. Vorausschauend hat die Gemeinde Fuchstal bereits Flächen östlich der Bahnlinie auf der Höhe des ehemaligen Bahnhofes erworben.
Die Kosten für die Infrastruktur (Bahnhalte, Signale, Stellwerke in Landsberg und Schongau) könnten im Rahmen des Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes (GVFG) vom Bund übernommen werden. Ein weiterer Topf wäre das Infrastrukturpaket der Bundesregierung.
Zuständiges Eisenbahninfrastrukturunternehmen ist bislang die DBInfraGO. Es ist zu klären, ob es auch für den Personenverkehr diese Aufgabe übernimmt. Die Erstellung eines Buskonzeptes, die letzte der drei Bedingungen, dürfte dann keine allzu große Schwierigkeiten bereiten, denn dafür gibt es ausreichende Vorbilder von anderen Strecken.
Es würde den Rahmen dieses Beitrages sprengen, noch auf weitere Details einer Reaktivierung einzugehen. Gerne beantworten wir aber Ihre konkreten Fragen, Kontaktmöglichkeiten unter info@spd-fuchstal.de.
Noch ein kurzer Blick in die Historie der Fuchstalbahn. Sie wurde im November 1886 für den Verkehr freigegeben, 1984 erfolgte die Einstellung des Personenverkehrs.

Postkarte aus dem Jahr 1903 von der Station Asch-Leeder mit der Bahnhofsrestauration (heute „Zum Blätz) und dem Bahnhofsgebäude, Letzteres wurde bereits 1978 abgebrochen.
Mit zuletzt nur drei Zugpaaren am Tag und der Verwendung der altertümlichen roten Schienenbusse war sie unattraktiv geworden.

Fahrplan aus dem Jahr 1900. Der Zug von Landsberg nach Schongau war über 90 Minuten unterwegs.
Eine reaktivierte Fuchstalbahn hingegen würde zumindest im Stundentakt und mit modernen Triebwagen bedient werden, auf den übrigen Teilstücken von Landsberg bis Augsburg und Augsburg nach Schongau verkehren die blau-weißen Züge der BRB (Bayerischen Regiobahn) vom Typ LINT 41.
Andreas Hoehne


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